Erfahrungen mit Cyberkriminalität
Ein Schwerpunkt der ersten landesweiten Sicherheitsbefragung Baden-Württemberg lag in der detaillierteren Erfassung von Cyberkriminalität. Fragen in diesem Themenblock umfassten neben dem Nutzungsverhalten v. a. die Viktimisierung, das Anzeigeverhalten, Vermeidungs- und Schutzverhalten sowie die potentielle Nutzung von Präventionsangeboten.
Alter Geschlecht Migrationshintergrund Wohnortgröße
Mit Blick auf die Opferwerdung wurden die Befragten gebeten anzugeben, ob sie jemals (Lebenszeit) bzw. in den letzten 12 Monaten vor der Befragung Opfer verschiedener Delikte wurden. Die Delikte wurden dabei vergleichbar zu anderen Dunkelfeldstudien auf Bundes- oder Länderebene, so z. B. „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ des BKA (SKiD, Birkel et al. 2022) sowie der „Befragung zu Sicherheit und Kriminalität in Niedersachsen“ des LKA Niedersachsen (Bosold et al. 2024), in allgemein verständlicher Sprache formuliert.
Am häufigsten wird mit 12,2 % im Bereich der Computerbezogenen Kriminalität darüber berichtet, dass unerwünscht sexuelle Inhalte und/oder Bilder über Nachrichtendienste oder in Sozialen Medien zugeschickt (z. B. per WhatsApp, Facebook, Skype, SMS) wurden. Ähnlich häufig wird mit 9,6 % angegeben, dass persönlichen Daten bei der Nutzung des Internets missbraucht wurden (z. B. Identitätsdiebstahl, Kreditkartendaten, Missbrauch eines Benutzer-, Spiele- oder Mailkontos – nicht beim Online-Banking). Vergleichsweise selten werden Drohungen im Internet (2,3 %) oder ein Angriff auf das Online-Banking (2,7 %) angeführt.
Mit Blick auf das Anzeigeverhalten wurden die Befragten gebeten, für jedes der abgefragten Delikte anzugeben, wie oft sie innerhalb der letzten 12 Monate Opfer dieses Deliktes wurden (Inzidenz) und wie viele sie davon angezeigt haben (Anzeigehäufigkeit). Aus Anzeigehäufigkeit und Inzidenz der Opferwerdung wurden pro Person für jedes Delikt Anzeigequoten berechnet. Diese Vorgehensweise entspricht anderen Dunkelfeldstudien auf Bundes- oder Länderebene (z. B. SKiD, Birkel et al. 2022; Bosold et al. 2024).
Am häufigsten wurden im Bereich der Cyberkriminalität mit 38,8 % Betrugsdelikte mit finanziellem Schaden und mit 32,6 % Angriffe auf das Online-Banking angezeigt. Wurde darüber berichtet, dass unerwünscht sexuelle Inhalte und/oder Bilder über Nachrichtendienste oder in Sozialen Medien zugeschickt (z. B. per WhatsApp, Facebook, Skype, SMS) wurden, wurde dies mit 3,1 % vergleichsweise selten angezeigt.
Ein Schwerpunkt der Befragung lag auf neueren Kriminalitätsphänomenen, die über das Internet begangen werden. In diesem Zusammenhang wurde auch danach gefragt, inwieweit sich die Bürgerinnen und Bürgern schützen bzw. bestimmte Dinge unterlassen. Insgesamt stellen sich die Ergebnisse insofern positiv dar, als dass in der Bevölkerung ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür herrscht, den gegebenen Gefahren mit ausreichender Vorsicht zu begegnen. Über 90 % geben an, dass sie verdächtige E-Mails häufig (18,3 %) oder immer (73 %) löschen, ohne sie zu öffnen. Ebenso passen 90 % häufig oder immer auf, welche Links sie öffnen. Nur ca. 1,3 % tun dies nie. Auch bei der Nutzung sicherer (85,2 % häufig/immer) oder verschiedener Passwörter (70,5 % häufig/immer) sowie Virenschutzprogrammen (72 % häufig/immer) – allesamt Empfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik – scheint ein hohes Sicherheitsbewusstsein in der Bevölkerung vorzuherrschen. Etwas weniger häufig wird eine Zwei-Faktor-Authentifizierung genutzt. Zwar geben nur 12 % der Befragten an, dass sie dies nie tun. Häufig oder immer wird dies aber nur von 56,8 % genutzt. Das Nutzen eines Passwortmanagers scheint dagegen weniger verbreitet zu sein. Nur etwa ein Viertel gibt an, einen solchen häufig oder immer zu nutzen, und ca. 60 % tun dies überhaupt nicht. Auch rund die Hälfte der Befragten macht regelmäßig (48,2 % häufig/immer) Sicherungskopien der eigenen Daten; nur ca. 10 % machen dies nie. Am wenigsten wird die Abwicklung von Geldgeschäften im Internet gemieden. Diese mittlerweile weit verbreitete Praxis wird nur von 14,5 % häufig oder immer vermieden. Die große Mehrheit vermeidet dies nie (48,2 %) oder selten (22,5 %). Eine Sonderrolle nehmen die Sozialen Medien ein, da hier ein großes Spektrum besteht, wie diese Medien genutzt werden. Dies erklärt letztlich auch, dass nur wenige die Nutzung sozialer Medien häufig oder immer vermeiden (26,4 %) bzw. ungefähr 60 % dies nie oder nur selten tun. Auf der anderen Seite geben aber 66 % der Befragten an, dass sie es vermeiden persönliche Inhalte in den Sozialen Medien zu verbreiten. Die detaillierten Werte können der Abbildung entnommen werden.
Birkel, C., Church, D., Erdmann, A., Hager, A. & Leitgöb-Guzy, N. (2022). Sicherheit und Kriminalität in Deutschland – SKiD 2020: Bundesweite Kernbefunde des Viktimisierungssurvey des Bundeskriminalamts und der Polizeien der Länder.
Bosold, V., Gluba, A., Fleischer, S., Rollheiser, M. (2024). Befragung zu Sicherheit und Kriminalität in Niedersachsen 2023 – Bericht zu Kernbefunden der Studie. Hannover: Landeskriminalamt Niedersachsen.